Sturzprävention für Ältere – mithilfe künstlicher Intelligenz

Wie wahrscheinlich ist ein Sturz in ein oder zwei Wochen? Dies für ältere Menschen vorherzusagen, ermöglicht die Technologie von Loya.Care – und damit eine bessere Prävention. Die IFB Hamburg förderte das Start-up im Rahmen des Programms InnoFounder.
 
Wer in seinem Familienkreis einen pflegebedürftigen Menschen hat, der kennt das. Irgendwann stellt sich die Frage: Kann die Person weiter in ihrem vertrauten Umfeld bleiben? Unter welchen Bedingungen ist das möglich? Oder steht ein Umzug in ein Pflegeheim an? Persönliche Betroffenheit war einer der Gründe, warum Sören Platten gemeinsam mit zwei Partnern das Start-up Loya.Care gründete. Der 34-Jährige verfügt über viel Erfahrung in der Altenpflege, er hatte in einem großen Medizinkonzern den Bereich Elderly Care aufgebaut. Irgendwann aber reizte es ihn, die eigenen Ideen selbstverantwortlich und mit mehr Tempo umzusetzen.

Mit neuesten Technologien die Versorgung älterer und chronisch kranker Menschen zu verbessern und damit auch pflegende Angehörige zu entlasten, darum geht es Loya.Care. Ihr Kernprodukt ist ein Algorithmus, der die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes innerhalb der kommenden ein bis zwei Wochen errechnet. Die Sturzgefahr bei Älteren ist ein großes Problem. Schätzungen zufolge stürzen etwa 30 von 100 zuhause lebende Menschen über 65 Jahre einmal im Jahr. Meist geht es glimpflich aus, doch bei gut fünf Prozent sind Knochenbrüche die Folge.

Produktfoto Sensor, Hausnotruf, Uhr

Die von Loya.Care entwickelte Sturzprävention in Verbund mit einem Hausnotruf funktioniert so: Ein am Körper getragener Sensor erfasst verschiedene Daten wie die Veränderungen von Bewegungsabläufen und Routinen. „Das funktioniert sehr gut“, meint Platten. Über Abweichungen von bestimmten Normwerten lassen sich eine Sturzgefahr mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen – und präventive Maßnahmen einleiten, wie etwa ein Arztbesuch. Sollte es zu einem Sturz kommen, löst das System automatisch einen Alarm aus und informiert den Pflegedienst oder auch Angehörige.

Dieses System, das auf einer künstlichen Intelligenz basiert, ist als Pflegemittel anerkannt und zertifiziert. Liegt ein Pflegegrad vor, werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Neben dem stationären System mit Sturzerkennung bietet Loya.Care auch eine Uhr mit ähnlichen Funktionen für unterwegs an. Auf Wunsch unterstützt das inzwischen 12-köpfige Start-up umfassend bei der Organisation rund um Pflege, Gesundheit, Sicherheit und Lebensführung.

Die Startphase förderte die IFB Hamburg über das Programm InnoFounder. „Das ist ein starkes Programm, nicht nur wegen der finanziellen Unterstützung. Die IFB Hamburg war wie ein Sparringspartner für uns. Wir haben gemeinsam Meilensteine vereinbart, die unserem Vorhaben eine Struktur gegeben haben. Das hat uns sehr geholfen“, erzählt Platten. InnoFounder unterstützt Start-ups bis zu einem Jahr nach ihrer Gründung mit einem Betrag von maximal 75.000 Euro und einem Zuschuss von 2.500 Euro pro Person pro Monat bei Vollzeittätigkeit für einen Zeitraum von maximal 18 Monaten.
 
Die Abkürzung „Loya.“ steht übrigens für loyal. „Wir stehen loyal zu unseren Kunden und ihren Familien. Sie können sich auf uns verlassen. Das soll der Name ausdrücken“, meint Platten. „Unsere Kunden sollen möglichst lange selbstständig bleiben können und sich sicher fühlen.“ Dazu beitragen soll in einem weiteren Schritt, die Daten erlebbarer zu machen, etwa über eine App, mit Schaubildern und Grafiken. Auch weitere Partner im Bereich der Pflege möchte das Start-up gewinnen. Und perspektivisch, meint Platten, lasse sich die Technologie auch auf andere Krankheitsbilder anwenden.

Weitere Informationen: www.loya.care

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