Partnerbörse für Ehrenämter

Das Start-up purpozed bietet eine digitale Plattform, die ehrenamtliches Engagement von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern systematisch organisiert und für Unternehmen messbar macht. Die IFB Hamburg fördert purpozed über ihre Tochter, die IFB Innovationsstarter GmbH, mit dem Programm InnoFounder.

Viele Menschen in Deutschland engagieren sich bereits ehrenamtlich. „Doch es könnten noch viel mehr sein“, sagt Felix Hannemann, Mitgründer des Start-ups purpozed. „Manchen fällt es schwer, ein passendes Engagement zu finden, das sie mit ihrem Job und ihrem Familienleben vereinbaren können. Es gibt zwar Freiwilligenagenturen, aber deren Vermittlung dauert oft lange, weil sie wenig digitalisiert sind.“ Gleichzeitig wird Corporate Volunteering, also das von Unternehmen geförderte ehrenamtliche Engagement, immer wichtiger für Unternehmen, um als Arbeitgeber und für Investoren attraktiv zu sein. Der Klassiker war bisher der Soziale Tag, an dem sich Mitarbeitende einmal im Jahr ehrenamtlich engagieren und dafür von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden. Effektiver ist ein regelmäßiges Engagement, doch das ist für Arbeitgeber in der Regel schwer zu organisieren.

Corporate Volunteering als Geschäftsmodell

Um diese zwei Probleme auf einmal zu lösen, haben Felix Hannemann und seine Kollegen purpozed gegründet, eine digitale Plattform, die Corporate Volunteering professionell organisiert. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, werden hier mit Non-Profit-Organisationen (NPO) zusammengebracht. Dabei werden die Fähigkeiten, Interessen und zeitlichen Kapazitäten der Freiwilligen mit den Bedürfnissen der NPOs digital abgestimmt. „Unser Ziel ist es, die Einstiegsbarrieren fürs Ehrenamt massiv abzusenken und so mehr Leute dazu zu motivieren“, sagt Hannemann. Besonders oft vermittelt purpozed aktuell Freiwillige zum Beispiel als Deutschlehrer für Geflüchtete, als Gesellschaft für einsame Seniorinnen oder als Unterstützung für benachteiligte Jugendliche, die ins Berufsleben einsteigen wollen.

Weltweit helfen – von zu Hause aus

Nach dem Motto „Laptop auf und helfen“ findet dieses ehrenamtliche Engagement bisher übers Internet oder Telefon statt. Gerade in Pandemie-Zeiten ein Vorteil, sagt Felix Hannemann. „Dadurch sind die Freiwilligen flexibler. Sie können ortsunabhängig helfen, zum Beispiel in Norddeutschland wohnen und ein Projekt in Süddeutschland unterstützen.“ In Zukunft sollen aber auch Ehrenämter vor Ort angeboten werden.

Außerdem arbeiten die purpozed-Gründer daran, digitale Projekte in Entwicklungsländern zu vermitteln. In abgelegenen Regionen in Kenia zum Beispiel bildet die NPO Learning Lions junge Erwachsene in den Bereichen Programmierung, Grafikdesign und Medienproduktion aus. Sie sollen die erlernten digitalen Dienstleistungen später weltweit verkaufen können – als Freelancer von ihrem Heimatland aus. Ziel ist es, den jungen Menschen im ländlichen Kenia eine berufliche Perspektive zu bieten, wo der lokale Markt und die Infrastruktur ansonsten zu schwach sind. Freiwillige können die Learning Lions je nach Interessen und Fähigkeiten beispielsweise bei der Ausbildung der Grafikdesigner oder als Mentorinnen bei deren Einstieg in die Selbstständigkeit unterstützen. Die Organisation selbst benötigt Hilfe in den Bereichen Social Media, Fundraising und Kommunikation.

Vorteile für Arbeitgeber

Finanziert werden die Dienstleistungen von purpozed von den Arbeitgebern, die ihre Mitarbeitenden für ehrenamtliches Engagement freistellen. „Unser Konzept passt zu zwei aktuellen Megatrends“, erklärt Felix Hannemann. „Der erste Trend ist Nachhaltigkeit, wozu auch die soziale Verantwortung eines Unternehmens zählt.“ Viele Unternehmen müssen heutzutage ihre nachhaltigen Aktivitäten dokumentieren. „Diese werden zum Beispiel von Investoren, aber auch von Banken bei der Vergabe von Krediten berücksichtigt“, sagt Hannemann. Außerdem werde das nachhaltige Engagement von Unternehmen auch für Konsumenten bzw. Kunden immer wichtiger. Der zweite Trend ist der sogenannte „War for Talents“, also der Kampf um Talente, der aus dem Fachkräftemangel folgt. Verschiedene Studien zeigen, dass die Jobzufriedenheit der Mitarbeitenden durch Corporate Volunteering deutlich ansteigt und die Fluktuation sinkt. „Was vor zehn Jahren ein kostenloser Obstkorb oder eine Tischtennisplatte waren, ist heute Corporate Volunteering“, sagt Felix Hannemann.

Damit die Unternehmen das Engagement ihrer Mitarbeitenden nachvollziehen und herausfinden können, wie gut ihr Angebot angenommen wird, misst purpozed alle ehrenamtlichen Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer und stellt diese grafisch dar. Arbeitgeber haben über die purpozed-Plattform jederzeit Zugriff auf diese Daten und können sie zum Beispiel direkt in ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung integrieren.

Umsetzung mit Unterstützung der IFB Hamburg

Die IFB Hamburg fördert purpozed über ihr Tochterunternehmen, die IFB Innovationsstarter GmbH, mit dem Programm InnoFounder. Insgesamt erhält das Start-up 75.000 Euro, die die Gründer für Lebenshaltungskosten und den Aufbau des Startups einsetzen. Langfristig möchte purpozed bis zu 1.000 Unternehmen als Kunden gewinnen und auch europaweit agieren. „Wir wollen das Ehrenamt fördern, NPOs unterstützen und den Freiwilligen sinnstiftende Arbeitsinhalte vermitteln“, sagt Felix Hannemann. Hierzu passt auch der Unternehmensname purpozed, Englisch für Sinn oder Zweck.

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