Die grüne Wand

Sie blüht zu jeder Jahreszeit anders und ist zum Lebensraum von Insekten und Vögeln geworden: An der U1-Haltestelle Kiwittsmoor hat die Hamburger Hochbahn AG eine Außenfassade begrünt, auch zur Freude ihrer Fahrgäste. Das Projekt wurde verwirklicht mit Unterstützung aus dem Programm Hamburger Gründachförderung der IFB Hamburg.
 
Es brummt und summt vor Leben in der Wand und immer, wenn sie mal vorbeischaue, sehe die üppige Fassade anders aus, erzählt Constance Koch. „Ich bin sehr, sehr glücklich wie die Baumaßnahme umgesetzt wurde“, sagt die Architektin und Projektleiterin bei der Hamburger Hochbahn AG. Weil sie prägend sei für die Gesichtsbildung dieser Haltestelle und weil es gelang, etwas zu verwirklichen, was für die HOCHBAHN eine Premiere war: eine wandgebundene Begrünung. 

Nahaufnahme der begrünten Fassade

Täglich nutzen rund 7.000 Fahrgäste die 1960 eröffnete Haltestelle. Sie war in die Jahre gekommen, eine technische Modernisierung stand an. Die Technikräume mussten erweitert, das eher triste Haltestellengebäude mit seinen Betonwänden vergrößert und optisch aufgewertet werden. Mitte 2022 begannen die Bauarbeiten, im Frühling 2023 die Umsetzung der Fassadenbegrünung. „Das war die Gelegenheit, etwas Besonderes zu verwirklichen“, sagt Koch – und betont die Bedeutung der Fassade. „Sie grenzt an den Vorplatz, man schlendert an ihr vorbei, und sie fügt sich in die Grünzone ein, an die die Haltestelle grenzt.“
 
Seit September 2023 sind die Arbeiten abgeschlossen. Seitdem grünt es auf 75 Quadratmetern entlang der nach Norden ausgerichteten Fassade, rund vier Meter hoch. Die Pflanzen sind an die örtlichen Bedingungen angepasst, ihre unterschiedlichen Blattstrukturen und Blühperioden sorgen für Abwechslung. Weil es die Architektur nicht anders ermöglichte, reichen ihre Wurzeln nicht in den Boden, sondern sie sind wandgebunden. „Sie stecken in Pflanztaschen mit einem Substrat, die wiederum an speziellen Platten befestigt sind“, erläutert Koch. Für die Bewässerung und Düngung der Pflanzen sorgt ein automatisiertes System. Zweimal im Jahr werden sie von einem Gärtner in Augenschein genommen. 

Bestandsgebäude der U-Bahn-Haltestelle Kiwittsmoor vor den Umbaumaßnahmen

Die Vorteile sind nicht nur ökologischer Natur. „Wenn es freundlich und grün aussieht, macht das was mit einem. Das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste hat sich erheblich verbessert“, ergänzt Saskia Huhsfeldt, Pressereferentin der HOCHBAHN. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Anders als die alte Betonwand bietet die grüne Fassade keinen Raum für Graffiti, die immer wieder aufwändig entfernt werden mussten. Sogar für den Publikumspreis des Bundes Deutscher Architekten und dem Hamburger Abendblatt hatten Fahrgäste das Projekt vorgeschlagen.
 
Die Begrünung von Dächern und Fassaden, egal ob wand- oder bodengebunden, fördert die IFB Hamburg aus ihrem Programm Hamburger Gründachförderung. Das Ziel ist die optische und ökologische Aufwertung von Gebäuden, die Verbesserung des Mikroklimas und die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und auch Menschen. Je nach Ausrichtung können Antragstellende Zuschüsse bis zu 100.000 Euro erhalten. Bei der Modernisierung der Haltestelle Kiwittsmoor waren es rund 39.000 Euro – bei Gesamtkosten von 114.000 Euro.

Für Constance Koch war die Förderung ein weiteres Argument für die Durchführung der Fassadenbegründung. „Sie hat die Planung unterstützt und Rückenwind geschaffen“, sagt die Architektin, die hofft, dass die grüne Wand an der U1-Haltestelle Kiwittsmoor als Vorbild dienen könnte. „Ich würde mich über möglichst viele Nachahmer freuen.“

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Bild Credits:

  • Hamburger Hochbahn AG
  • Hamburger Hochbahn AG
  • Hamburger Hochbahn AG
  • Stephanie Brinkkoetter
  • Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG